Endlich mal wieder reinen Tisch machen
„Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht.“, heißt es in einem Sprichwort. Bei mir ist es allerdings eher mein Schreibtisch, der zu zerbrechen droht. Wenn er nicht manchmal sogar versucht, mich förmlich mit seinem Inhalt – gut, vielleicht weniger mit seinem Inhalt, als vielmehr mit dem, was ich mich bemühe möglichst geordnet ineinander verschachtelt auf ihm zu stapeln – zu erschlagen.
Alles davon erschien mir, als es mir auf- oder einfiel, wichtig. Es musste gelesen, notiert und festgehalten werden. In das Meiste hatte ich vor nochmal reinzugucken; wenn auch nicht gleich, so aber auf jeden Fall später. Oft viel später; und manchmal dann doch nie, wie sich zeigte.
Klar kann man vieles im PC speichern oder in die Cloud schicken, und natürlich tue ich das auch, aber eben nicht alles. Literatur und Notizen für die Vertiefung von Wissen, die Erstellung von Skripten oder Präsentationen und das Entwickeln von Gedanken und Konzepten brauchen bei mir im wahrsten Sinne des Wortes ihren Raum. Um sich zu entfalten und miteinander zu verbinden. Bis zu dem Moment, an dem es einfach zu viele werden und der Zusammenhang zwischen ihnen Gefahr läuft verloren zu gehen.
Übersichtssperre könnte man das nennen. Wenn vermeintlich alles wichtig ist und man nichts beiseite legen ‚kann‘. Auf Dauer an wirklich allem festzuhalten, ist keine Lösung. Manches überholt sich im Zeitablauf von selbst, manches erscheint mit Abstand betrachtet in einem weniger hellen Licht und manches ist am Ende einfach überflüssig. Trotzdem liegt es vor einem und blockiert den Blick.
Dementsprechend versuche ich einmal mehr darauf zu achten, regelmäßig reinen Tisch zu machen und mich von Ballast zu befreien. Indem ich das Eine von dem Anderen trenne, Prioritäten setze, mich entscheide und, um den Überblick zu behalten, mich auf das wirklich Wichtige konzentriere. Auf meinem Schreibtisch wie in meinem Leben.