Go your own way
Es ist soweit. Ich habe offiziell nichts mehr zu melden. Denn seit wenigen Tagen ist nun auch unser jüngster Nachwuchs volljährig. Jetzt zeigt es sich, wie gut wir unsere Kinder vorbereitet haben – auf ihre Rolle als ‚Erwachsene‘. Konnten wir ihnen vermitteln, was über das Schulische hinaus wichtig ist, um auf eigenen Füssen zu stehen? Und eigene Entscheidungen zu treffen? Haben wir etwas übersehen? Oder vergessen? Bei allem Augenmerk und aller Umsicht, niemand ist perfekt. Nach bestem Wissen und Gewissen haben wir versucht vorzuleben, wie man vernünftig miteinander umgeht. Spaß haben, selbst denken, sich eine eigene Meinung bilden und akzeptieren, dass das Leben auch Kompromisse erfordert, das sind Lektionen, die mit dazu gehörten. So lief nicht immer alles, wie jeder es sich wünschte und doch lief es in der Summe für alle ziemlich gut. Eine super Teamleistung, würde man in der Arbeitswelt sagen. Jeder hatte seinen Anteil an der Entwicklung und dem Ergebnis. Zusammengefunden, zusammen gestritten, zusammen gearbeitet und zusammen gefeiert. Auch als Familie einfach ein gutes Team, denke ich.
Wie es wohl weiter geht? Wohlwollend begleitend zur Seite stehen, natürlich werden wir das. Nur verantwortlich sind wir nicht mehr für das, was passiert. So sieht der Gesetzgeber es vor. Und das ist gut so. Irgendwann muss man seine Schützlinge in die Freiheit und Eigenverantwortung entlassen. Dann gilt es, dass sie ihr eigenes Handeln selbst in Erfolge ummünzen. Oder gegebenenfalls auch mal nicht. Sie vor Fehlgriffen bewahren zu wollen, erscheint mir legitim. Nur ab einem gewissen Moment gilt es zu akzeptieren, dass dies nicht mehr zu den eigentlichen Aufgaben gehört; geschweige denn, notwendig ist. Mit dem richtigen Rüstzeug werden sie ihre Probleme erfolgreich selbst lösen. Davon bin ich überzeugt. Ob ihnen das dabei immer auf Anhieb gelingt, wird die Zeit zeigen. Aber so ist es nun einmal: Man kann versuchen von den Erfahrungen anderer zu profitieren, wachsen jedoch kann man nur an seinen eigenen.
Loslassen. Nicht reinreden, obwohl man glaubt im Vorhinein zu wissen, was passieren wird. Sich nicht aufdrängen. Auch einmal ihren Rat annehmen und einsehen, dass Kinder in manchen Dingen mehr wissen, als man selbst. Ich gebe zu, Eltern müssen viel lernen. Step by step wächst jedoch die Erkenntnis, dass man von jetzt an seinen Platz auf dem Beifahrersitz hat und nur noch begleitet, ohne immer aktiv eingreifen zu können. Glücklich sollte man sich schätzen, dass man überhaupt mitfahren darf. Im ersten Moment sehr ungewohnt, aber doch ein gutes Gefühl.
Von diesem Aspekt aus betrachtet ist es gar nicht soviel anders als im Berufsleben. Andere können auch etwas. Trauen müssen wir uns nur, es ihnen auch zuzutrauen. Selbst wenn wir dazu über unseren Schatten springen müssen, wir sollten auf sie vertrauen. Es lohnt sich.